Philip Le Roy – Die Nacht der Acht

Es sind nur 276 Seiten, die Philip Le Roy gebraucht hat um eine Geschichte zu erzählen, die eigentlich einen klaren und offensichtlichen Verlauf nimmt, aber den Leser bei jeder Wendung zweifeln lässt, ob es tatsächlich so offensichtlich ist, oder ob es nur so scheint.

Der Plot ist wie gedacht für einen Horrorfilm der Marke Blairwitch Project, allerdings eher unblutig, dafür kreativer, subtiler Horror. Würde die Nacht der Acht verfilmt, ich wäre mit Freude und Popcorn dabei.


Es ist Samstagabend und Quentin lädt zum Trinken und Feiern in die schicke Villa seiner Eltern ein. Abgeschieden in den Bergen gelegen, ist sie der perfekte Ort des heutigen Mottos: Wer sich erschreckt, muss trinken!
Doch aus Spaß wird schnell bitterer Ernst. Die ersten blutigen Finger bringen die Gruppe noch zum Lachen, es wird ordentlich getrickst. Als der Geist einer tot geglaubten Mitschülerin auftaucht und die Telefonleitung plötzlich gekappt ist, läuft der Abend aus dem Ruder. Die Acht sind auf sich allein gestellt. Und alle stellen sich dieselbe Frage: Wer steckt hinter den mysteriösen Vorfällen? Die Nacht will kein Ende nehmen …

Als dann auch noch einer nach dem anderen verschwindet, scheint keiner mehr dem Horror zu entkommen.


Philip Le Roy - Die Nacht der Acht

Mit welcher Raffinesse Le Roy hier die einzelnen Fäden der Handlung knüpft, zusammenführt und wieder auflöst ist großartig. Keine unnötig langen Passagen, ständig passiert irgendetwas neues und lässt sowohl die „Acht“, als auch die Leser nicht zur Ruhe kommen. Bis zum bitteren Ende.

Was geschieht tatsächlich in der Nacht, in der sich die Clique der Acht statt zu dem üblichen Beer Pong Abend, zu einer inszenierten Horror-Party in der neuen Villa von Quentins Familie trifft? Und was genau stimmt nicht mit dem Anwesen?

Verbirgt Quentin, der reiche Sproß einer bekannten Architektenfamilie ein Geheimnis, welches er vor seinen Freunden verstecken will? Ist Léa wirklich so sensibel wie sie tut? Ist Camille mehr als nur schön, und gebildet? Und was ist mit Marie und ihren Fotos? Und die offensichtlich durchgeknallte Mathilda? Ist Maxime, der Dicke der Clique eher Opfer oder Täter? Und Mehdi? Ein guter Freund oder ist das nur gespielt? Ebenso wie Julien? Eines jedenfalls ist sicher: Die Gruppe der exzentrischen und kreativen Zwölftklässler lassen sich für den Abend einiges einfallen um die anderen zu erschrecken. Aber irgendwann verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und einer tatsächlichen Gefahr. Oder…

Ein Buch, was sich liest wie eine Kurzgeschichte. Zumindest kommt es einem auf der letzten Seite nicht so vor, als hätte man knapp 300 Seiten verschlungen. Das liegt natürlich zum einen an der immer spannender werdenden Grusel-Atmosphäre (Definitiv kein gutes Buch vor dem zu Bett gehen), zum anderen an den facettenreichen Figuren, die jeder für sich gut, aber zusammen großartig funktionieren. Das merkt man vor allem gegen Ende der Geschichte, wenn einer nach dem anderen Verschwindet. Der witzige Grundton weicht einer erdrückenden Spannung und geht in echten Horror über.

Und selbst als alles erzählt und die Geschichte ein würdiges Ende bekommen hat, schafft es Philip Le Roy einen kleinen aber nicht unwichtigen Strang der Handlung, quasi als Post-Credit Scene, aufzulösen. Großartig.

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